Donnerstag, 13. September 2012

SocialMedia für Handwerksbetriebe - externen Dienstleister beauftragen oder lieber selber machen?

Müssen wir auch zu Facebook? Diese Frage höre ich in der letzten Zeit häufiger von Handwerksbetrieben. Dahinter steckt oft großes Unbehagen: Einerseits scheinen irgendwie alle auf Facebook vertreten zu sein, nur man selbst nicht. Andererseits ist den meisten nicht so ganz klar, was man auf Facebook eigentlich zu suchen hat, geschweige denn, wie das Engagement in den sozialen Medien gestaltet werden sollte.

In dieser Situation ist so manches kleinere Unternehmen froh, wenn sich ein Dienstleister anbietet und - im Rahmen eines überschaubaren Budgets - verspricht: "Wir machen das schon!"

"Wir machen das schon" heißt: Innerhalb eines verabredeten Zeitraums werden soundsoviel Fans gewonnen, der Dienstleister verspricht regelmäßige Aktivitäten auf der Facebookseite und eine kontinuierliche Kommunikation mit den "Fans". Kann das gut gehen? Nutzt das dem Auftraggeber, also Ihnen?

Sagen wir mal so: Es kann gut gehen - wenn man einen seriösen Dienstleister erwischt hat, dem wirklich an einem Nutzen für das betreute Unternehmen gelegen ist. Nur ist dieser meist nicht "für'n Appel und'n Ei" zu haben, sondern kostet richtig Geld. Wahrscheinlich angemessenes Geld. Geld, dass viele kleine Handwerksbetriebe aber nicht mal eben so aus dem Ärmel schütteln.

Es kann aber auch schief gehen.

Wie zum Beispiel hier: Ich hatte kürzlich erfreut festgestellt, dass eine von mir sehr geschätzte kulturelle Einrichtung in Hamburg neuerdings eine eigene Facebookseite betreibt - jedenfalls sagte mir das der entsprechende Facebook-Button auf der Website. Erwartungsvoll klickte ich ihn an und landete auf einer merkwürdigen Seite:
Vom Aussehen her und auf den ersten Blick war es eindeutig die Seite des Kulturbetriebs - mit schönen Fotos, dem bekannten Logo und einer angemessenen Zahl von Fans. Beim genaueren Hinsehen wurde ich jedoch misstrauisch: Die einzigen Aktivitäten der Einrichtung bestanden darin, die neu hinzugekommenen "Fans" mit den immer gleichen Worten zu begrüßen und einige andere Facebook-Seiten zu "liken" (also mit "Gefällt mir" zu quittieren). Diese hatten allerdings überhaupt gar nichts mit der Kultureinrichtung und deren verwandten Themen zu tun - es handelte sich bei den "befreundeten" Seiten ausschließlich um kleine SocialMedia-Dienstleister, die sich offenbar gegenseitig "liken", um ihre Sichtbarkeit im Internet zu erhöhen. Alle diese Dienstleister versprechen kleineren Firmen und Institutionen, deren Facebook-Auftritt für wenig Geld professionell zu managen.
Damit war klar: Der von mir geschätzte Kulturbetrieb hatte sein Engagement in den sozialen Medien einem solchen Dienstleister anvertraut. Weil mir nun aber erstens der Betrieb wie gesagt sehr am Herzen liegt und ich zweitens überzeugt war, dass dieses Facebook-Profil eher schadet als nützt, setzte ich mich mit der Geschäftsleitung der Einrichtung in Verbindung. Erstaunte Reaktion nach Schilderung meiner Eindrücke von ihrem Facebook-Auftritt: "Damit haben wir nichts zu tun!" Inzwischen ist diese Facebookseite glücklicherweise verschwunden - und der Dienstleister wohl weiter auf der Suche nach neuen "Opfern".

Ich schildere dieses Beispiel deshalb so ausführlich, weil es leider kein Einzelfall ist. Heißt das aber nun, entweder alles in Eigenregie machen zu müssen oder es lieber ganz zu lassen? Jein.

Ich setze mal voraus, dass Sie nicht nur aus dem Bauch heraus sondern unternehmensstrategisch entscheiden, sich in den sozialen Medien zu engagieren (also die Fragen nach dem Ziel und den Zielgruppen entsprechend beantworten). Für die Beantwortung Ihrer vielleicht nächsten Frage, ob - und vor allem nach welchen Kriterien - Sie nun einen externen Dienstleister suchen sollen, könnten Ihnen folgende Hinweise weiterhelfen:

Der Dienstleister sollte
  • nicht nur besonders viele schwere Wörter kennen, sondern Ihnen alle Wörter und die dahinter stehenden Funktionen bzw. Vorgänge verständlich erklären können,
  • genau beantworten können, auf welche Weise die Fans (oder Follower oder Freunde) gewonnen werden sollen (Vorsicht vor gekauften Fans!),
  • sich regelmäßig mit Ihnen über erzählenswerte Neuigkeiten aus Ihrem Betrieb und mögliche Aktionen austauschen,
  • einen Schreibstil haben, der Ihrer Firma bzw. Ihnen entspricht,
  • Ihnen in regelmäßigen Abständen berichten, um gemeinsam die Aktivitäten auszuwerten,
  • mit Ihnen gemeinsam ein Konzept entwickeln, wie die virtuelle Welt (also die Online-Fans) sinnvoll mit der stofflichen Welt (also den realen Kunden, Interessierten, Freunden und Bekannten) verknüpft werden kann,
  • Erfahrungen mit Ihrer Branche (Erneuerbare Energien, Energieeffizienz u.a.) haben, um angemessen mit den Interessierten kommunizieren zu können,
  • selbst aktiv in den sozialen Medien sein, so dass Sie sich ein Bild machen können.
Sie sollten
  • regelmäßig schauen, was auf Ihrer Facebookseite (oder auf anderen Medien) passiert. Denn Sie stehen in der Öffentlichkeit für Ihre Profile in den SocialMedia-Kanälen, nicht der Dienstleister.
Wenn Sie jetzt das Gefühl haben: "Das kostet mich ja richtig Zeit", dann liegen Sie richtig. Vielleicht bekommen Sie deshalb Lust, das Ganze  lieber gleich in Eigenregie zu betreiben? Das ist nicht nur mit Sicherheit authentischer - das ist genau das, was sich echte Fans/Freunde/Interessierte wünschen. Es gibt auch gute Dienstleister, die mit Ihnen gemeinsam eine SocialMedia-Strategie entwerfen und Ihnen die entsprechenden Medien so vorstellen, dass Sie 1. wissen, welche die Richtigen für Sie sind und Sie 2. die Medien in ihrer Funktionsweise verstehen und für Ihre Unternehmensziele sinnvoll nutzen können.

Mein Tipp für die Unentschlossenen: Schauen Sie sich zunächst einmal in Ruhe an, was ähnliche Betriebe in den sozialen Medien so treiben. Beobachten Sie einige Ausgewählte auf Blogs, Twitter, Facebook, Google+ oder YouTube. Damit Sie ein Gefühl dafür bekommen, was möglich ist bzw. was Sie unmöglich finden und es deshalb auf jeden Fall anders/besser machen wollen. Das wäre ein guter Anfang und der erste Schritt zum eigenen Engagement.